Corona – eine kleine Zwischenbilanz…

Es sind fünf Monate vergangen, in denen wir kaum einen Tag verbringen, ohne Meldungen zum Coronavirus COVID-19 zu hören und zu lesen.

Derzeit hoffen alle auf Immunität, einen möglichen Impfstoff oder dass es einfach „an einem vorbeigeht“. Auch meine Arbeit als Klavierbaumeister war und ist davon betroffen.

Nicht nur, dass viele Aufträge durch ausgefallene Konzert- und Stimmtermine wegfielen. Auch die Arbeit selbst erfordert neue Routinen.

Eine Routine hierbei ist die strikte Abstandsregel, ständige und intensive (Hand-) Hygiene und darüber hinaus wachsam auf saubere, hoffentlich virenfreie Raumluft zu achten.

Ein erprobtes Vorgehen ist das Lüften durch Öffnen der Fenster und Türen.

Aber Halt! War da nicht etwas, was man beachten sollte?

Richtig! Lüften sorgt nicht nur für „frische Luft“, es verändert auch das Raumklima.

Das Raumklima ist abhängig von den Variablen Temperatur und Luftfeuchte. Hierbei handelt es sich um die relative Luftfeuchte, die abhängig von der Lufttemperatur ist.

Üblicherweise haben wir in Mitteleuropa (je nach Landstrich) ein eher gemäßigtes Klima. Die häufig anzutreffenden Messwerte schwanken in Wohnräumen zwischen 18-21 Grad Temperatur (während der Heizperiode) bis zu 26 Grad Temperatur im Sommer. Die relative Luftfeuchte schwankt entsprechend von ca. 19 Prozent relative LF. (während der Heizperiode) bis etwa 65 Prozent im Sommer. Natürlich sind Schwankungen vorhanden, die mitunter zu „Ausreissern“ der Messwerte führen.

Die Messwerte im Aussenbereich, also in der Natur, bewegen sich dagegen viel stärker!

Das bedeutet, dass wir mit unserem Lüftungsverhalten das Innen-Raumklima dem Aussen-Klima angleichen.

Die Folge ist, dass sich die Musikinstrumente ebenfalls diesen Veränderungen anpassen wollen. Alle Musikinstrumente mit hölzernen Bauteilen unterliegen diesem Prozess.

Mit deutlich hörbarem Effekt!

Klaviere und Flügel, die aufwendig gestimmt wurden, verändern durch Klimaeinflüsse über das geöffnete Fenster oder die Tür ihre Stimmeigenschaften. Ist die Luftfeuchte höher, nehmen sie diese auf und steigen mitunter in der Stimmtonhöhe.

Diese Veränderungen entstehen mitunter rasant, manchmal sofort. Solche Einflüsse (von Aussen!) sind zudem kaum kontrollierbar.

Seien Sie also gelassen, wenn Sie trotz kürzlich erfolgter Klavier- oder Flügelstimmung eine „Verstimmung“ Ihres Instruments vernehmen.

Nicht mangelnde Sorgfalt beim Stimmen oder gar ein kaputtes Instrument sind die Ursache, sondern die Tatsache, dass wir gerade Aussenklima zu Innenklima machen…